The Forest Speaks – Chimpanzee Trekking in Kibale
Kibale ist ein Wald voller Stimmen: Rufe, Bewegung, Energie. Schimpansen erscheinen im Augenblick und verschwinden ebenso schnell – ein intensives, lebendiges Erlebnis voller Rhythmus und Nähe.

Der Kibale Forest klingt anders. Er flüstert nicht, er ruft. Noch bevor Sie ihn betreten, schwebt ein Chor aus Schreien, Lauten und drängenden Rhythmen durch die Luft. Ein Wald, der nicht stillhält, sondern pulsiert.
Eine Begegnung, die weniger gesucht als gespürt wird – intensiv, flüchtig, absolut gegenwärtig.
Die ersten Rufe

Der Morgen war kaum begonnen, da vibrierte schon die Luft. Schreie, hoch und rau, rollten wie Wellen durch die Bäume. Nichts war zu sehen, aber alles war nah.
Der Wald wirkte wie ein Organismus, der sich ausdehnt und zusammenzieht, ein lebendiger Körper, der seine Besucher sofort in seinen Rhythmus zieht. Man geht nicht in diesen Wald hinein – man wird hineingezogen. Jeder Schritt trägt ein Prickeln, ein Wissen, ein kaum erklärbares Erwartungsgefühl.
Es ist kein lautloses Warten wie bei den Gorillas.
Es ist Spannung.
Ein Puls, der schneller schlägt, weil er den ihrer Bewohner aufnimmt.
Zwischen Klang und Bewegung
Die Rufe kamen näher, ohne dass sich etwas zeigte.
Man hörte sie über sich, vor sich, hinter sich – ein ständiges Wechselspiel, das den Puls hebt, lange bevor man die Tiere sieht. Der Wald wirkt in diesen Momenten nicht mystisch, sondern erstaunlich lebendig: ein Ort, der nie zur Ruhe kommt.
Die Schritte wurden kontrollierter, der Blick suchte gezielt in die Zwischenräume des Grüns. Nichts Dramatisches, nur eine wachsende Wachheit.
Die Energie der Schimpansen ist spürbar, lange bevor eine Silhouette auftaucht.
Dieses Trekking ist weniger ein stilles Beobachten als ein Mitgehen im Rhythmus des Waldes: lauter, direkter, unvorhersehbarer.
Man weiß, dass sie da sind — und genau diese Gewissheit macht das Erlebnis so intensiv.
Die Begegnung
Und dann geschah es.
Nicht als dramatischer Moment, sondern als beiläufige Verschiebung im Raum. Ein Rascheln, ein Schatten, ein einzelner Körper – plötzlich direkt neben mir.
Ein Schimpanse, groß, präsent, selbstbewusst.
Er kreuzte meinen Weg, so schnell, dass der Blick kaum folgen konnte, und doch langsam genug, dass man jede Sekunde fühlte. Kein Innehalten. Kein Schau-mich-an.
Nur ein kurzer Moment der Koexistenz, als würde der Wald beide für einen Atemzug gleich behandeln.
Und ebenso schnell war er verschwunden. Ein zweiter tauchte auf, weiter oben, dann ein dritter im Geäst — Geräusch, Bewegung, Stille, Rufe.
Ein endloses Katz-und-Maus-Spiel, geführt von Primaten, die den Wald lesen wie wir Zeilen in einem Buch.
Der Puls des Waldes
Im Kibale Forest geschieht Nähe im Fließen. Man folgt nicht einem Tier, sondern einem Rhythmus.
Die Schimpansen sind überall und nirgends; sie erscheinen für Sekundenbruchteile und verschwinden in denselben Atemzügen, als wären sie Teil des Windes.
Das Erlebnis lebt weniger von dem, was man sieht, sondern von dem, was man hört, spürt, mit sich trägt. Der Geruch von Laub, der pochende Klang der Rufe, die ständige Bewegung zwischen Licht und Schatten.
Dieses Trekking ist kein ruhiger Dialog wie in Bwindi. Es ist ein vibrierender Monolog des Waldes, in dem man für kurze Zeit mitsprechen darf.

Unsere Empfehlung
Für Kibale genügt in der Regel ein Trekking — idealerweise am Morgen. Dann sind die Schimpansen aktiver, häufiger am Boden und weniger hoch in den Baumkronen. Das Erlebnis wird unmittelbarer, klarer, näher.
Wer den Wald in seinem echten Tempo spüren möchte, sollte früh starten, offen bleiben für das Flüchtige – und akzeptieren, dass Nähe hier schneller auftaucht und verschwindet als an jedem anderen Ort.



