In the Presence of Giants – Gorilla Trekking in Bwindi

Der Morgen begann im Dunkeln, der Nebel lag über den Bergen. Dann brach Licht durch – klar, warm, ruhig. Ein Tag, der weniger von Bewegung erzählt als von Nähe.

Manchmal gibt es Momente, die sich nicht wiederholen, weil sie nicht geplant werden können. Begegnungen, die größer sind als Erwartungen – still, unmittelbar, fast unwirklich. 

Der Tag, an dem ich den Gorillas von Bwindi gegenüberstand, gehört zu diesen seltenen Stunden. Ein Gefühl, das bleibt, noch bevor die eigentliche Geschichte beginnt.

 

Der Weg ins Licht

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Es war im Morgengrauen, als wir starteten. Die Luft war kühl, der Wald geschlossen wie ein Atem vor dem Ausatmen. Mit jedem Schritt veränderte sich das Grau des Himmels — ein leises Glühen, dann ein warmer Streifen Licht im Nebel.

Ein Morgen, der sich Zeit ließ, sich zu offenbaren.

Durch Felder und schmale Pfade führte der Weg hinein ins tiefe Grün. Der Boden weich, der Geruch erdig, dicht. Immer wieder öffnete sich der Blick — Hügel, die sich wie in Wellenform erhoben. Eine Landschaft, die ihre Bewohner nicht zeigt, sondern bewahrt.

Spuren im Grün

Das Tracking war ruhig. Kein Drängen, kein ungeduldiger Schritt.

Nach etwa anderthalb Stunden änderte sich die Stimmung kaum sichtbar — nur ein feiner Zug von Konzentration. Ein gebogener Ast. Eine Spur im Gras. Ein Geruch, der kaum wahrnehmbar war und doch alles sagte.

Die Guides wurden nicht hektisch, nur konzentrierter. Aufmerksamer.

Die Luft schien dichter zu werden — als würde der Wald selbst den Atem anhalten.

Die Begegnung

Und dann standen sie da. Nicht plötzlich, sondern selbstverständlich – als hätten sie nur gewartet, bis wir bereit waren zu sehen. Die Familie bewegte sich im Halbschatten, ruhig, sicher, in ihrem eigenen Takt.

Der Silberrücken stand etwas erhöht, ein Schatten aus Kraft und Gelassenheit zugleich. Er beobachtete jede Bewegung, nicht misstrauisch, sondern bewusst – mit einer Ruhe, die Vertrauen ausstrahlte. Man spürte, dass er alles im Blick hatte, dass nichts ihm entging, und doch lag kein Druck in seiner Wachsamkeit. Nur Präsenz. Nur ein bewusstes Einverständnis, dass wir für diesen Moment Teil ihres Raumes sein durften.

Sein Blick traf meinen – schwer zu deuten, aber leicht zu fühlen. Ein Ausdruck, der ohne Lautstärke auskam und dennoch mehr sagte als jedes Wort.

Eine Stunde vergeht anders, wenn sie von dieser Nähe gehalten wird. Das Jungtier kletterte verspielt über einen Stamm, die Mutter ordnete Blätter mit einer Selbstverständlichkeit, die wie eine sanfte Geste wirkte. Alles war ruhig, weich, bedeutungsvoll – und wir standen da, ohne Zeitgefühl, ohne Distanz, getragen von einer Emotion, die etwas in einem verschiebt.

Der Rückweg

Als wir uns leise zurückzogen, blieb der Moment im Wald hängen. Der Gedanke, diesen Tieren begegnet zu sein — hier, wo es nur noch wenige von ihnen gibt — trug eine unerwartete Dankbarkeit.

Es war einer dieser seltenen Augenblicke, die man nicht sucht, sondern geschenkt bekommt.

Und die man nicht vergisst, weil sie in einem weitergehen. Ich schaute in die Ferne und versuchte zu Begreifen, was gerade passiert war.

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Unsere Empfehlung

Jede Begegnung mit den Gorillas ist ein eigenes Kapitel — niemals wiederholbar, niemals gleich. Darum lohnt es sich, mindestens zwei Trekkings einzuplanen. Nicht um mehr zu sehen, sondern um tiefer zu spüren.

Der Bwindi Forest verändert sich mit jedem Morgen: Licht, Nebel, Geräusche, Wege — alles ist im Fluss. Jede Stunde im Wald offenbart eine andere Stimmung, eine andere Nähe, eine andere Art des Verstehens.

Drei Nächte sind ideal. Nicht aus praktischen Gründen, sondern aus inneren.

Die Veranda der Lodge wird zum stillen Zufluchtsort: der Duft nasser Erde, das Rufen der Vögel, das vielschichtige Summen des Nebelwaldes. Ein Klang, der weniger Geräusch als Atmosphäre ist — wie eine Meditation, die sich selbst trägt.

Eine Reise, die nicht schneller, sondern intensiver wird, je mehr Zeit man ihr schenkt.